Pilla erinnert sich: Widerstand gegen braune Veranstaltungen

Unser Vereinsurgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte.

Den 1. Mai hatten die Nazis zum Feiertag erhoben und es wäre unsere Pflicht gewesen, an diesem Tag Kampflieder der´ Hitlerjugend singend, mit den anderen, braunen Kolonnen, durch Werdohl zu marschieren. Wir fanden, bei dem schönen Mai-Wetter wäre es ein Jammer gewesen, um die Marschkolonnen durch unser „Häuflein klein“ zu vergrößern, außerdem merkte das doch kein Mensch.

Unser Fluglehrer und „Gefolgschaftsführer“ Herbert Bast meinte das auch also fuhren wir, eine kleine Verschwörerclique im gewohnten Räuberzivil - mit unserem Mercedes-Kompressor zur Kuschert, räumten die Halle aus und begannen zu fliegen. Irgendein Parteigenosse muß das doch gemerkt und uns verpfiffen haben, denn am frühen Nachmittag fuhr der höchste HJ-Führer Südwestfalens mit seinem Dienst-PKW zu unserem Feldherrenhügel hinauf und es brach ein Donnerwetter los. “Unerhört, an einem der höchsten Feiertage der „Bewegung“ zu fliegen, anstatt zu marschieren. Dazu noch nicht in Uniform – wie vorgeschrieben, sondern in diesem unmöglichen amerikanischen Knickerbockerhosen. Was dazu denn unser Gefolgschaftsführer sagen würrde? Der war doch zugleich Fluglehrer und Miturheber dieser „NS-Todsünde“ und er kam, ebenfalls durch einen Knickerbocker „verunstaltet“ und offenbarte sich, dieser Gefolgschaftsführer zu sein, was dem hohen Führer aufschreien ließ: “Meine Güte, auch das noch!!!!“

Gemeint waren Herberts Räuberzivil .. Von einem Parteiverfahren gegen ihn war zunächst die Rede und von anderem, Schlimmen mehr. Dann aber obsiegte bei dem hohen NS-Funktionär dann doch die Neugier, als er fragte, wie geht das denn überhaupt? Gemeint war das Fliegen. Der dann gern vorgeführte Gummiseil-Katapultstart, gefolgt von dem anschließenden Gejaule der Spanndrähte des „Zöglings“ muß ihn dann wohl doch beeindruckt haben. Die Haltemannschaft hat ihn, bevor er offenbar besänftigt davonfuhr gehört als er sagte: "Verdammt, so mutige Burschen braucht unser Führer."

Er wäre ein Prophet gewesen, hätt er gesagt „verbraucht unser Führer“. 8 Jahre später war die Hälfte der „mutigen Jungen“ gefallen.

Pilla erinnert sich: Musikalischer Luftsport

Verein-Urgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte.

Es passiert mir nicht selten, dass mich ein Mensch, den ich nicht kenne am Flugplatz auf des „Veteranen“ die Schulter haut und mich fragt "Möööönsch Pilla, weißt Du noch von früher"
Die Schwärmerei für vergangne Zeiten beschränken sich nicht nur aufs Fliegen. Mann, war das schön abends wenn Hubert Krehwinkel das Lagerfeuer erst mit Benzin taufte und dann mit der Leuchtpistole angeschosssen hat, und Du die Ziehharmonika gespielt hast und [wir] die alten Liedere gesungen haben. Recht hat er, denn damals, als Musik noch nicht aufs Smartphon in der Hosentasche gesendet wurde waren es vor allem die Lieder der früheren „Bündischen Jugend, der Pfadfinder und Wandervögel die wir anstimmten und die meisten von uns kannten sogar den Text – wenigstens der ersten Strophe. Kein „Kampflied der Hitlerjugend" kam uns da unter, obschon auch die wie ich weiß vorwiegend solche Lieder gesungen hat. „Vom Barette schwenkt die Feder von Wilden Gesellen" klang es durch den Abend, denen die Sonne nicht untergeht. Madagaskar zu “Wir lagen mit'm Arsch im  Wasser“ Der Hamburgerveermaster und – wenn gar ein Vollmond aufgegangen war - sangen wir das fromme “Der Mond ist aufgegangen“
Der Asskari-song “Wie oft sind wir geschritten auf schmalem Negerpfad“ - damals durfte man noch Neger sagen. Und das wehmütige „Jenseits des Tales“ dass uns Älteren Josef Goebbels wegen seiner kitischigen Wehleidigkeit verboten hatte und das wir einem deshalb bein der Flieger-HJ schon deshalb so oft und inbrünstig gesungen hatten fehlte nicht an diesen unvergeßlichen Abenden. Ostern loderte zwar noch ein Feuer, das damals öfter aus besonderen Anlässen brannte, nur wir singen nicht mehr. Das ist aber schade, meint dann mein alter Flugschüler, recht hat er, ein wenig schade ist's schon, aber wer will sich schon von der hippen Smartphonyoungstern als sentimentaler Jubelgreis abstempeln lassen, fragt Euch Pilla.

Pilla erinnert sich: Kompressorwagen

Vereins-Urgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte:

Einem geschenkten Gaul sollte man nicht ins Maul schauen sagt das Sprichwort. Das taten wir auch nicht, als uns irgendein Werdohler Commerzienrat einen 12-Zylinder Mercedes-Kompressorwagen überließ. Das Gefährt sah hinreißend aus, besaß einen Spitzkühler und an jeder Seite drei verchromte Auspuffrohre, sowie einen Kompressor für hohe Geschwindigkeiten. Wir hatten den hoch herrschaftlichen Fahrgastraum abmontiert und stattdessen eine Kasten darauf gezimmert, so dass der Luxuswagen einem amerikanischen Pickup glich. 9 Mann hatten auf den Bänken darauf Platz, freilich wenn es regnete wurden alle nass, denn ein Dach war da nicht vorgesehen. Der Platz neben dem Fahrer (unter Dach) war daher sehr beliebt. 100 PS hatte dieses Ungetüm und schluckte 36 Liter Sprit auf 100 km!!!!!

Freilich kostete der Sprit damals 34 Pfennige pro Liter. Die armen Tankwarte die den Sprit erst in 5-Leiter-Glasbehälter hochpumpen mußten, bevor der in den Tank laufen konnte, bekamen das Grausen, wenn wir vorfuhren, denn der Vielfraß schluckte 90 Liter, eine halbe Stubnde Schwerarbeit für die damaligen Tankwarte. Eine Anhängerkuppelung besaß er nach dem Umbau auch, denn irgendein Flugzeug war auf dem GU5-Segelfluganhänger einem völlig offenen fast an jedem Wochenende zu ziehen. Viel Spaß bereitete es uns, wenn unser Fahrer etwa den Hebel für den gesondert einschaltbaren Kompressor zog, der jaulte dann mit 100 phon wie zehn getretene Hunde auf einmal das dann einsetzende Geheul war von erschütternder Lautstärke und hat die Anwohner der Straßen durch die wir fuhren kaumn erfreut. Bis zu Beginn des Krieges hat er uns gute Dienste geleistet. Die Plettenberger Segelflieger, die ein gleiches Ungetum besaßen haben ihn nach dem Krieg sogar zu ihrer ersten Winde umgebaut.

Alle Erinnerungen von Pilla findet ihr im Archiv: Pilla erinnert sich!

Pilla erinnert sich: Flugrekord 7 Minuten

Verein-Urgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte.

Der Vereins-Dauerrekord 7 Minuten Flugzeit
Die Überschrift mag Heutigen wie ein Witz klingen aber wahr ist, dass es jahrelang bei diesem sogenannten Vereins-Dauerrekord im Segelflug geblieben ist. Nur sollte heute keiner glauben, dass wir damals nicht auf längere, interessantere Flüge versessen waren. Die Hüpferei auf der Kuschert empfanden wir auch damals schon als völlig ungenügend. Wir sangen am Lagerfeuer „wir segeln durch silberne Weiten“ und hüpften 30 Sekunden und kamen uns schon beim Absingen dieses Liedes etwas komisch vor. Bei passendem Wind zu vorher schon ausgeguckten Berghängen haben wir unser bestes Stück, den 12-m-Zögling vom Transportwagenn gehoben, die Teile mühsam den Berg hochgeschleppt da oben aufgebaut. Wer jemals mit Spannschlössern an den Tragseilen der damaligen Gleiter zu tun hatte, weiß ,was für eine Quälerei das gewesen ist. Dann wurde  mit dem Gummiesiseil gestartet. Der Erfolg war stets kümmerlich, brandgefährlich sogar wie an diesem Spätherbsttag als der Südwestwind genau gegen den Balver Wald blies. Zehn Metersekunden erbärmlich kalt waren sie und das Aufbea-Prozedere entsprechend mühsam. Mußten doch die Teile des 12-M-Zöglings über 200 Höhenmeter durch die Wälder nach oben geschleppt werden. Beim Aufbau wurden uns die Tragflächen fast aus den Händen gerissen, der Aufbau eine wahre Qual. Dann stieg Fluglehrer Hans Fröhlich ins „Cockpit, Ausziehen.....laufen nach dem Los!!!! knallte das Gummiseil, unter Spannung aus dem Starthaken so schnell schoß der Gleiter nach oben. Dann packte uns und bestimmt den Piloten das kalte Entsetzen. Niemand hatte daran gedacht, dass die primitiven Ruder des Gleiters kaum dazu ausgelegt werden Sturmböen diesen Kalibers auszugleichen. Das war kein Flug zu nennen, eher der Tanz eines aufgeblasenen Eies auf deinem Wasserstrahl. Als das Flugzeug über uns wild taumelnd da kaum steuerfähig, die erste Wendekurve am Hang dreht bereuten wir dieses Experiment schon. Hans Fröhlich tat das einzig vernünftige.

Er flog in wilden Stürzen von Boen geschüttelt mit „Höchstfahrt“ um überhaupt noch steuerfährig zu bleiben, zu Tal und landete unversehrt auf einem Acker. Sieben Minuten hatte das ganze Abenteuer gedauert.. Als wir völlig erschöpft vom Rennen zu Tal bei ihm ankamen saß er noch im Flugzeug, das Höhenruder gedrückt, wäre er ausgesteiegen, der „Zwölfer“ wäre weggeflogen.

Alle Erinnerungen von Pilla findet ihr im Archiv: Pilla erinnert sich!

Pilla erinnert sich: Werdohler Luftschiffe

Verein-Urgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte.

Werdohler und der Zeppelin. Darüber kann man in der Vereinsgeschichte einiges nachlesen. Selbst unsere Vereinsmitglieder wissen in ihrer Mehrzahl nicht, dass die ersten 5 Starr-Luftschiffe im Unternehmen von Carl Berg in Werdohl-Eveking und Lüdenscheid gebaut wurden. Freilich steht dort nicht, dass der früh verstorbene Commerzienrat Berg diese Luftschiffe mit 3 Millionen Goldmark – das wären heute mehr als 60 Mio. Euro – bevorschußt hat, bis der Staat ihm diese Entwicklungskosten erst nach dem Echterdinger Malheur ersetzt hat. Der schhneuzbärtige Graf, der tatsächlich nach Eveking ging und darum bat, sein Unternehmen, das übrigens kaufmännisch katastrophal geführt wurde, zu retten. Ohne Karl Bergs Mäzenatentum wäre damals kein Zeppelin in die Luft gekommen. Er schickte auch seinen Schwiegersohn, Alfred Colsmann als kaufmännischen Leiter der Zeppelin-AG nach Friedrichshafen, der das Unternehmen zu dem größten ubnd erfolgreichsten Luftfahrtunternehmen ausbaute. Nicht ohne Grund tragen unsere Flugzeuge die Namen dieser beiden Werdohler Luftfahrtpioniere, Alfred Colsmann gehörte zu den Gründern unseres Vereins und war auch als Mitbegründer nach dem Krieg wieder aktiv dabei...

In den 30er Jahren gehörte es zum Zeppelin-Ritual dass der, Graf Zeppelin
wenn er eune Deutschandfahrt machte über Eveking und Lüdenscheid eine
deutlich erkennbare Ehrenrunde flog. Wir „Lümmel aus der letzten Bank“
haben dieses Ritual ganz stolz verfolgt. Schließlich war in unserer
Kinderzeit die Frage „Wer hat die bessere Zukunft?“:  Luftfahrzeuge leichter
der schwerer als Luft angesichts der Flüge der Zeppeline mit Passagieren
nach Südamerika durchaus noch nicht endgültig entschieden. Lüdenscheid
und Werdohl waren dann ganz stolz, es läuteten dann sogar sie Kirchenglocken.

IKARUS

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Am Flugplatz 1, 58809 Neuenrade

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